In der heutigen Wohlstandsgesellschaft sind Kinder und Jugendliche mit einer Vielzahl an Möglichkeiten konfrontiert – vom Supermarkt bis zur Freizeitgestaltung. Diese ständige Entscheidungsfreiheit überfordert viele. Eltern beziehen ihre Kinder stark in Entscheidungen ein, was im Kontrast zur Arbeitswelt steht, wo klare Vorgaben und Termine dominieren. Der Übergang in diese Welt fällt Jugendlichen oft schwer.
Ein beunruhigendes Zeichen: Das Sorgentelefon erhält täglich rund 133 Anfragen von Kindern und Jugendlichen, häufig zu Themen wie Gewalt und Suizid. Diese Zahlen machen deutlich, dass psychische Belastungen unter Jugendlichen real und ernst zu nehmen sind.
Die Rolle der Berufsbildnerinnen und Berufsbildner
Berufsbildende stehen in einer zentralen Rolle. Sie beobachten, begleiten und unterstützen Lernende – auch in belastenden Situationen. Verhaltensveränderungen sollen nicht ignoriert, sondern behutsam angesprochen werden. Wichtig ist, dabei Ich-Botschaften zu verwenden: «Mir ist aufgefallen...» – so wird die Beobachtung klar benannt, ohne zu verurteilen. Dabei wird betont: «Du bist mir wichtig.»
Das Ziel ist ein offenes, druckfreies Gespräch, in dem gemeinsam Abmachungen getroffen werden. Die Lernenden sollen konkret gefragt werden, welchen Beitrag sie selbst leisten können. Berufsbildende helfen dabei, ohne die Jugendlichen «retten» zu wollen – das wäre ein Einstieg ins sogenannte Drama-Dreieck, ein Dilemma aus Helfen, Anklagen und Opferrolle.
Transparenz und Vertrauen sind entscheidend
Nur mit der Bereitschaft der Lernenden zur Mitarbeit kann Unterstützung gelingen. Berufsbildende übernehmen dabei eine Doppelrolle: empathisch zuhören und gleichzeitig Leistungen einfordern.
Bei Unsicherheiten gilt: nachfragen, klären, dranbleiben. Es braucht Klarheit, Toleranz und das Gespräch auf Augenhöhe – damit Lernende sich gesehen fühlen, ohne dass ihre Eigenverantwortung verloren geht.
Fazit
Berufsbildende sollen hinschauen, ansprechen und entlasten – professionell, menschlich und mit klarer Haltung.